
Der Chronist
Dokumentarfilm, 2018, 90 min
Sogar der Birnbaum wurde gefällt, an dem der junge Arbeiter aus Polen gehängt wurde. So erzählen es die Leute im Dorf. Während über die NS-Vergangenheit noch eisern geschwiegen wird, stößt Wilhelm Waibel im Keller des Unternehmens, für das er arbeitet, zufällig über eine Kiste: Personalakten von Zwangsarbeitern. Waibel macht sich auf die Suche, auf eigene Faust. Er klopft an Firmentore, stellt Fragen, schreibt Briefe an die Deportierten von damals, über den Eisernen Vorhang hinweg vorallem nach Osteuropa. Irgendwann bekommt er Antwort und macht sich auf die Reise. Er trifft die ehemaligen Zwangsarbeiter. Die Begegnungen mit den Menschen, deren Schicksale von den Ideologien des 20. Jahrhunderts gleich mehrfach zerrüttet wurden, sind das Kernstück des Films. In den vielleicht letzten Interviews dieser Generation schildern die Überlebenden aus Polen und der Ukraine ihre Geschichten.
Als Pionier kämpfte Waibel ein Leben lang gegen die Verdrängung des NS-Themas in seiner Heimat an. Seine Begegnung mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa ist die Geschichte einer Versöhnung - die aber zurück nach Deutschland führt, in die Gegenwart. Die Firma Maggi, damals ein "Nationalsozialistischer Musterbetrieb" und Profiteur des Zwangsarbeit-Systems, gehört heute zu Nestlé. Doch wie geht der Konzern mit der Verantwortung gegenüber der Vergangenheit um? Was haben wir heute aus der Geschichte gelernt?
[Film Website] derchronistfilm.de ↗
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